Bildungsreise nach Birkenwerder der SHG Blankenfelde-Mahlow und Bernau
Eine sehr gelungene Exkursion
33 Diabetiker und Interessierte aus Brandenburg und Berlin-Lichtenrade fuhren am 21. Mai 2024 zur Asklepios-Klinik in Birkenwerder – ein Höhepunkt der Vereinsarbeit in diesem Jahr. Es war das erste Mal, dass zwei Selbsthilfegruppen – Blankenfelde-Mahlow und Bernau - fast vollständig mit den drei Vorstandsmitgliedern des Landesverbandes des DDB unter Leitung seiner Vorsitzenden, Frau Dr. Sigrid Henße, diese anspruchsvolle Reise unternahmen.
Unter dem Motto „Medizin ist Teamwork“ schuf das Klinikteam früher unter Dr. Jürgen Raabe und jetzt unter Dr. Alin Stirban im Norden Berlins und neben dem naturbelassenen Briesetal ein interdisziplinäres Zentrum für diabetische Erkrankungen mit einem bundesweit überragenden Ruf.
Der Chefarzt für Diabetologie, Dr. med. Alin Stirban, empfing die Diabetiker der beiden Gruppen und die anderen Gäste sehr herzlich in der Klinik. Nach einem kurzen Diskurs über die Geschichte des Hauses übergab er an seinen Kollegen, den ärztlichen Direktor Dr. med. Mario Kuhnert, eine Koryphäe der Gefäßchirurgie.
Durchblutungsstörungen – v.a. bei Diabetikern – führen zu erheblichen Schädigungen der Beine und Füße, die bis hin zu Amputationen führen können. Dr. Kuhnert zeigte an vielen Beispielbildern solche Verletzungen und Wunden. Er machte anhand von gesicherten Erfahrungsberichten deutlich, dass durch entsprechende Eingriffe in den meisten Fällen solche Amputationen vermieden werden können. Hervorzuheben ist hier, dass es dem Team der Klinik gelungen ist, durch moderne Verfahren die Amputationen so stark zu reduzieren, dass diese in Birkenwerder bei ca. einem Drittel der durchschnittlichen Amputationsrate in Deutschland liegen.
Nach dem Mittagessen zeigte uns Dr. Stirban bei einem Rundgang die Angebote seiner Abteilung: das gesamte Spektrum der Diabetes-Therapie – oral, injizierbar, Insulinpumpen; strukturierte Diabetes-Schulungen; Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms (DFS); Behandlung der diabetischen Neuropathie. Dr. Stirban ging auch ausführlich aus das DFS ein. Umgangssprachlich auch „diabetischer Fuß“ genannt ist ein Syndrom krankhafter Veränderungen auf der Grundlage einer schmerzlosen sensorischen Neuropathie und / oder einer peripheren arteriellen Verschluss-Krankheit (PAVK) bei Diabetes mellitus. Es findet sich am häufigsten bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und ist mit einem hohen Risiko für schlecht heilende Wunden am Fuß verbunden. Etwa 15 % der Diabetiker entwickeln im Laufe ihres Lebens infolge ihrer Erkrankung schmerzlose, schlecht heilende Wunden an den Füßen. Dieses Risiko betrifft 1 Mio Menschen mit Diabetes in Deutschland. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland derzeit 250 000 Diabetiker eine Fußwunde haben. Pro Jahr entsteht bei 4 % der Diabetiker eine neue Wunde, bei 0,1 % kommt es durch den Zusammenbruch des Fußgewölbes zu einen „Charcot-Fuß“.
Diabetische Neuropathie: Im Rahmen der Diabetes-bedingten Nervenschädigung (Polineuropathie) ist die Schmerzempfindung oft stark reduziert oder fehlt ganz, sodass auch große und tiefe Wunden nicht wahrgenommen werden. Die Wunden entstehen oft – unbemerkt – bei banalen Unfällen, nach nicht sachgemäßer Fußpflege, bei Steinchen im Schuh, bei zu starker Belastung besonders bei Fußfehlstellungen oder bereits durch Anstoßen der Zehenspitzen im Schuh oder gegen Kanten. Um die Schutzbedürftigkeit des Patienten eindeutig festlegen zu können, ist die Früherkennung einer Neuropathie von großer klinischer Bedeutung. Dazu werden Stimmgabel-, Monofilament- , Pinprick - Tests, Temperatur-Diskrimination, Muskeleigenreflex- und weitere Tests eingesetzt. Der Fuß hat oftmals ein charakteristisches Aussehen: die Haut ist rosig, warm und trocken; Taubheitsgefühl, Brennen, Kribbeln in den Zehen und den Füßen; das Gefühl, auf Watte zu laufen und kalte Füße zu haben, obwohl diese warm sind; Schmerz bei ruhenden Füßen, v.a. nachts, und Schmerzlinderung durch Umhergehen; Füße neigen zu Verhornung und Nagelpilz; Verminderung oder Verlust von Vibrations-, Temperatur- und Schmerzempfinden.
Dies alles wurde uns von Dr. Stirban anhand von Aufnahmen gezeigt und erklärt. Er wies auf die große Bedeutung der Fußpflege durch einen Podologen und auf die Notwendigkeit der jährlichen Untersuchung der Füße hin. Beide Ärzte raten Diabetikern, immer eine zweite Meinung einzuholen, erst recht, wenn Amputationen angeraten werden. Sie könnten und sollten sich immer an die Klinik in Birkenwerder wenden.
Nicht unwesentlich für das Gelingen des Projekts „Fachvorträge in einer Gesundheitseinrichtung“ war auch die Unterstützung der AOK Nordost und vom Busunternehmen Herz Reisen aus Zossen. Ein Dankeschön den Organisatoren der Exkursion aus Mahlow und Bernau sowie den Mitarbeitern der Klinik, die sich sehr auch um das leibliche Wohl der Gäste gekümmert haben.
Text und Foto:
Raimund Bayer
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